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Der Rechnungskauf ist wie auch die Ratenzahlung längst ein Standard auf dem deutschen Markt geworden und wird von Verbrauchern regelmäßig in Anspruch genommen. Als Zahlungsdienst, der beide Optionen schon länger anbietet, sticht das schwedische Unternehmen KLARNA ganz eindeutig heraus, doch das soll sich schon bald verändern.
Nicht nur der amerikanische Riese PayPal hat sein Zahlungsangebot erweitert, auch Apple ermöglicht seinen Nutzern künftig über ApplePay in Raten zu bezahlen. Darüber hinaus expandieren nun auch die Finanzdienste Sezzle und Afterpay nach Deutschland. Wir haben untersucht, welche Auswirkungen das steigende Angebot für Verbraucher haben könnte, und wie sich die Unternehmen versuchen, gegen die Konkurrenz durchzusetzen.
Wenn es um Zahlungsoptionen im Internet geht, hat KLARNA auf dem deutschen Markt deutlich die Nase vorn. Das liegt vor allem an dem ausgezeichneten Angebot, das es Nutzern auf unkompliziertem
Wege ermöglicht, per Online-Banking sofort, auf Rechnung in bis zu 30 Tagen oder gar verteilt auf mehrere Raten zu bezahlen. Besonders beliebt ist das Zahlungsmittel, da kaum Gebühren bestehen
und nicht einmal ein Kundenkonto bei KLARNA erforderlich ist.
So hat sich der Zahlungsriese in den verschiedensten Branchen durchsetzen können. Eine gefragte Option ist die Ratenzahlung von KLARNA überall dort, wo höhere Beträge fällig werden; zum Beispiel
bei Elektrohändlern oder Möbelshops. Aber auch allgemeines Shopping ist durch den schnellen, unkomplizierten Zahlungsprozess ein Kinderspiel geworden, zumal durch den Rechnungskauf am Ende
wirklich nur bezahlt werden muss, was auch behalten wird. Eine weitere Branche, die die Sofortüberweisung von KLARNA genießt, ist die Unterhaltungsbranche. So gilt in Online Casinos Sofortüberweisung als eine
der populärsten Zahlungsoptionen, da sie in Echtzeit erfolgt und keine Wartezeit mit sich bringt. Im Gegensatz zu anderen Zahlungsoptionen funktioniert KLARNA darüber hinaus mit fast allen
Banken.
Die Zeiten ändern sich jedoch, was durch einen enormen Einsturz der Bewertungen von KLARNAs Unternehmenswert deutlich wurde. Während das Unternehmen vor einem Jahr noch mit 46 Milliarden
US-Dollar bewertet wurde, sind es aktuell nur noch 15 Milliarden, mit einer weiteren Tendenz nach unten. Dieser Crash lässt sich nicht zuletzt durch die steigende Konkurrenz, aber auch durch
aktuelle Ereignisse begründen.
In den USA hat Apple bereits damit gestartet, seine eigene „Buy Now, Pay Later“-Funktion anzubieten. Diese Zahlungsoption wird als „Apple Pay in 4“ bezeichnet und ermöglicht eine Ratenzahlung in bis zu vier Abschnitten – und all das ganz ohne zusätzliche Gebühren. Ja, dieser Zahlungsdienst beschränkt sich aber offensichtlich nur auf Apple-Nutzer. Das heißt, dass KLARNA weiterhin vielseitiger und zugänglicher ist.
Allerdings wären da auch noch die anderen Zahlungsanbieter wie der australische Dienst Afterpay und das amerikanische Unternehmen Sezzle auf dem deutschen Markt. Beide Firmen haben zuletzt auf
ihrem Hauptmarkt Höhenflüge erlebt und wollen diese mit einer Expansion auf den deutschen Markt weiter ausnutzen. Bei beiden Diensten sind auch die gefragten Rechnungs- und Ratenkäufe verfügbar.
Durch all diese Nachrichten und Ankündigungen gerät vor allem KLARNA als derzeitiger Marktführer unter Druck.
Mittlerweile sind viele Zahlungsdienste an der Börse notiert. KLARNA hat den Wunsch geäußert, einen Börsengang angehen zu wollen, doch die neuesten Entwicklungen auf dem Finanzmarkt haben in der
Bewertung des Unternehmens einen solch starken Fall ausgelöst, dass das Ziel erstmal wieder weiter in die Ferne gerückt ist. Alleine die Bekanntgabe der Einführung der „Jetzt kaufen, später
zahlen“-Funktion von Apple hat auf der Börse nämlich gar bei einigen bekannten Paymentriesen wie PayPal und Afterpay zu einem sofortigen Einsturz
der Aktien geführt.
Ein allgemeiner Blick auf die Finanzwelt zeigt, dass aber nicht nur Apple für die fallenden Zahlen verantwortlich ist. So ist zum Beispiel auch der Terminal-Spezialist SumUp weit von seinem
Börsenziel entfernt und das Geldtransferunternehmen Wise hat mit einem Kurseinsturz von 59 % im Vergleich zum Börsengang vor wenigen Monaten stark zu kämpfen. Der Aktienkurs von PayPal ist
übrigens sogar um 72 % gesunken, wenn man die Jahresbilanz bewertet. All das ist ganz eindeutig auf die aktuelle kritische Wirtschaftslage zurückzuführen.
Die Preise steigen weltweit immer weiter an, was zu einem starken Rückgang des Kaufverhaltens von Verbrauchern geführt hat. Selbstverständlich wirkt sich das negativ auf die Zahlungsdienste aus, da die Nutzung massiv zurückgeht. Darüber hinaus können die Unternehmen selbst gegen die steigende Inflation nur ankommen, indem sie eigene Zinsen für ihre Nutzer erhöhen. Das führt neben den ohnehin steigenden Preisen für Waren zu zusätzlichen Kosten, die sich keiner mehr so einfach leisten kann oder will. Im Grunde genommen stecken wir also in einem regelrechten Teufelskreis fest.
Was in den kommenden Monaten vom Finanzmarkt und Zahlungsdiensten zu erwarten ist, lässt sich nicht genau vorhersagen. Sicherlich hätte KLARNA Chancen, sich gegen seine Konkurrenten durchzusetzen. Da in erster Linie aber erst einmal die wirtschaftliche Lage sich wieder bessern muss, steht die Zukunft der Zahlungsdienste derzeit in den Sternen.