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Unternehmensvorstellung FORTIVE

FORTIVE - ein Konglomerat auf Wachstumskurs

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In diesem Artikel möchte ich die "Fortive Corporation" - kurz: Fortive - näher vorstellen. Dabei handelt es sich um ein Unternehmens-Konglomerat, das abseits der beliebten NASDAQ-Dauerbrenner, Hypes und aktuellen Trendwerte im S&P500-Index beheimatet ist. Einigen sagt der Name vielleicht sogar gar nicht einmal etwas.

   

Zusammen mit anderen Finanzblogger-Kollegen habe ich mich dem Thema Konglomerate gewidmet. Dabei haben wir uns verschiedene große Mischkonzerne, auch aus Aktionärssicht, angeschaut und dabei den einen oder anderen Vergleich zu Berkshire Hathaway gezogen. Denn die Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffet ist das eindeutig bekannteste Beispiel - und in aller Munde.

Im Laufe des Artikels verweise ich auch auf die besagten Kollegen, die sich neben mir an der Aktion beteiligt haben, und deren Beiträge.

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Wer oder was ist Fortive?

Fortive ist aus einer Abspaltung von Danaher hervorgegangen. Der sogenannte Spin Off von Danaher wurde im Juli 2016 vollzogen. Somit haben wir lediglich einen Betrachtungszeitraum von knapp über einem Jahr, in dem Fortive als eigenständiges Unternehmen agiert.

 

Trotzdem möchte ich diesen sehr interessanten Industrie-Mischkonzern etwas genauer unter die Lupe nehmen, ein paar interessante Details vorstellen und schließlich versuchen, Fortive im Vergleich mit seinem Ursprung Danaher und der omnipräsenten Berkshire Hathaway einzuordnen.

 

 

Die Unternehmens- und Bilanzkennzahlen

Zunächst mal die Zahlen, Daten und Fakten des noch jungen Unternehmens:

Fortive kommt aktuell mit einer Marktkapitalisierung von 24 Mrd. USD daher.

 

Homepage: www.fortive.com

Hauptsitz: Everett, Washington, USA

Mitarbeiter weltweit: ca. 24.000

Symbol: FTV

WKN: A2AJ0F

ISN: US34959J1088

Index: S&P500

Jahresumsatz 2016: 6,2 Mrd. USD

Eigenkapitalrendite: 31,71%

KGV: 27,57

KBV: 7,67

alles Stand: 22.09.2017

 

Fortive zahlt eine Dividende von 0,28 USD pro Aktie und Jahr. Bei dem aktuellen Kurs entspricht das einer Dividendenrendite von 0,44%.

Als Quartalszahler schüttet man entsprechend vierteljährlich 0,07 USD aus. Das sind nur ca. 11% der Gewinne. Die Payout Ratio hat somit noch ordentlich Luft nach oben. Ohnehin fliegt man in der derzeitigen Konstellation recht weit unterhalb des Radars der immer größer werdenden Dividendenjäger-Schar.

 

Andere wichtige Kennzahlen wie Konstanz der Dividendenzahlungen und Dividendenwachstum sind aufgrund der kurzen eigenständigen Unternehmenshistorie zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhanden.

 

 

Gewinnsteigerung und Gewinnentwicklung haben wegen des Fehlens anderer längerfristiger Parameter, mit denen man sie ins Verhältnis setzen könnte, für sich betrachtet wohl nicht die gewünschte Aussagekraft. Trotzdem möchte ich dir den Blick auf die Umsatzerlöse der letzten 5 Jahre nicht vorenthalten:

 

freaky finance, Fortive Umsatzerlöse, Diagram 2012 bis 2016

Quelle: http://www.finanzen.net/bilanz_guv/Fortive

 

Da es Fortive wie gesagt erst seit Mitte 2016 als eigenes Unternehmen gibt, gehe ich hier davon aus, dass die Werte den später von Danaher abgespalteten und in Fortive aufgegangenen Marken entsprechen.

 

 

Warum wurde Fortive abgespalten?

Die Ursprungs-Holding Danaher wurde nach jahrzehntelangen Zukäufen irgendwann zu groß. Das Geschäftsmodell besteht nämlich bis heute darin, schwächelnde Industrieunternehmen aufzukaufen und zu sanieren. Im Gegensatz zu dem bekannten Private-Equity Konzept verbleiben die aufgepäppelten Marken dann aber im Firmenverbund und werden nicht teurer wieder verkauft.

 

Bei der Aufspaltung wurde zyklisches (Fortive) von eher defensivem und konjukturunabhängigerem Geschäft (Danaher) getrennt.

 

 

Was macht Fortive?

Das unternehmerische Konzept des Danaher-Ablegers Fortive ist dem seiner Herkunft gleich geblieben: Firmenübernahmen und aggressives Wachstum durch Effizienzsteigerung. Man beschränkt sich nun eben auf die entsprechenden abgetrennten zyklischen Sparten.

 

Fortive selber kann man dabei grob in zwei Geschäftsfelder einordnen. Im Bereich Test- und Messtechnik ist man unter anderem mit den Marken Fluke, Invetech, Pacific Scientific, Qualitrol, Tektronix, Anderson-Negele, Gems, Setra und Sonix am Start.

 

Die Industrie-Technologien werden zum Beispiel von Hengster, Jacobs Vehicle Systems, Kollmorgen, Portescap, Thomson, Hennessy, Matco Tools, Gilbarco Veeder-Root und Teletrac Navman beackert.

 

Ende Juli kündigte Fortive den Kauf des Industriekonzerns Industrial Scientific an. Nicht einmal einen Monat später war die Übernahme abgeschlossen. Aktuell steht mit der Einverleibung von Landauer ein 770 Mio $ Deal an. Den Hunger nach Akquisitionen kann man allein schon an diesen beiden jüngsten Vergrößerungen deutlich erkennen.

 

 

Mit Effizienz zum Erfolg

Als offenes Erfolgsgeheimnis für das beeindruckende, weil lang währende Gewinnwachstum gilt das Danaher Business System (DBS). Das wiederum hat seinen Ursprung bei dem japanischen Automobilhersteller Toyota. Dabei handelt es sich um ein knallhartes und allgegenwärtiges Effizienzsystem, das unrentable Prozesse aufspürt und eliminiert. Die entsprechenden Schulungen durchläuft jeder einzelne Mitarbeiter, und ebenso wird jedes neu hinzugekaufte Unternehmen mit diesem Programm geimpft und in die gewünschte Spur gebracht.

 

Konsequenterweise wurde beim Spin Off von Fortive Jim Lico als CEO eingesetzt, ein ranghoher, über 2 Jahrzehnte erfahrener, ehemaliger Manager von Danaher und intimer Kenner des DBS, das er zeitweise sogar leitete.

 

Schließlich sollte nach dem Motto „never change a running system“ sichergestellt werden, dass die Schlüssel-Prinzipien des Erfolgsbringers DBS in das Fortive-Equivalent übernommen werden. Der heilige Gral und Erfolgsgarant wurde entsprechend auch bei Fortive implementiert und nur namentlich angepasst: Das Fortive Business System

 

 

Die Entwicklung der Fortive-Aktie

In den ersten knapp 15 Monaten der Selbständigkeit hat sich der Kurs prächtig entwickelt. Stand heute notiert die Aktie nahe ihrem Alltime High.

 

 

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Fortive Kursentwicklung in EUR

Noch schöner sieht der Chart ohne Wechselkurseinflüsse in seiner Heimatwährung USD aus. In kleinen Zick-Zack-Bewegungen geht es schön von links unten nach rechts oben. Der (fast) perfekte Traum jeden Anlegers!

 

 

freaky finance, Fortive, Chart, Kursentwicklung in USD
Fortive Kursentwicklung in USD

Gegenüber dem ersten Schlusskurs am 08.07.2016 notiert Fortive heute (Stand 22.09.2017) 

  • in EUR 29,41% (44,97 EUR vs. 58,20 EUR) und
  • in USD 46,69% (47,74 USD vs. 70,03 USD) höher

Nach den ersten ca. 20 bzw. 30% Plus (je nach Währung) ging es zwischenzeitlich nicht mehr ganz so dynamisch voran. Der Trump-Effekt ist inzwischen verpufft, und die Bewegung ist durchaus auch analog zum Gesamtmarkt zu sehen. Stichwort: zyklischer Wert.

 

 

Fortive im Konglomeratevergleich und Zukunftsaussichten

Fortive hat kurz nach dem Erlangen der Eigenständigkeit vom „Trump-Boom“ profitiert und hatte in dem Zuge eine kleine Rallye hingelegt. Der Index, dem man angehört, konnte dabei deutlich outperformt werden. Von den aktuell 5 Analystenmeinungen zu Fortive sind 3 positiv und 2 neutral.

 

Danaher mit seinen großen Medizintechnik- und Dentalsparten litt gleichzeitig unter der herrschenden Unsicherheit im amerikanischen Gesundheitssystem. Trump lässt kein gutes Haar an dem von ihm verhassten Obamacare.

 

Danaher ist noch dabei, die letzten Multimilliarden-Akquisitionen (Pall und Cepheid; zusammen 17,8 Mrd. USD) zu integrieren, ist aber nicht zuletzt dadurch grundsätzlich inzwischen so aufgestellt, dass es in der Lage ist, organisch zu wachsen. Diese Stärke zeigt sich vermutlich deutlicher, wenn das allgemeine Marktumfeld schwächer wird. Dagegen muss Fortive tendenziell weiter zukaufen, um signifikant (weiter) wachsen zu können.

 

Je nach Marktphase profitiert voraussichtlich eine der beiden Firmen mehr als die jeweils andere in der gleichen Phase. In einer wirtschaftlichen Boom-Phase ist beispielsweise zu vermuten, dass die hier besprochene Fortive-Aktie besser abschneidet als die von Danaher und umgekehrt. Das kann man auch an den Kursverläufen der beiden Werte erkennen.

 

Da sich die beiden Aktien scheinbar ergänzen (welch Wunder), kann man vereinfacht ausgedrückt beide für das eigene Depot in Erwägung ziehen. Auch von temporär fallenden Märkten könnten beide potenziell profitieren. Danahers Stärken kommen besser zur Geltung, Investoren finden dort günstigere Einstiegspreise und auch Fortive, das zwar eher von Wirtschaftswachstum abhängig ist, könnte die nötigen Zukäufe aber in Schwächephasen günstiger tätigen.

 

Und Berkshire Hathaway? In dem kurzen Zeitraum ihrer Existenz hat die Fortive-Aktie auch den vermeintlichen Goliath der Konglomerate chartperformancemäßig hinter sich gelassen. Ob des kurzen Betrachtungszeitraumes hat das freilich keine Aussagekraft, sei aber der Vollständigkeit halber erwähnt.

 

Wie die Warren Buffett Holding im Vergleich mit Danaher abschneidet und alles weitere Wissenswerte über Danaher, erfährst du in dem detaillierten Artikel von Alex auf dem Blog "Reich mit Plan".

 

Auch ein weiteres Konglomerat, nämlich das von meinen Bloggerkollegen Florian von "investorenausbildung.de" vorgestellte Unternehmen Markel kann man in diese Vergleichsgrafik einbauen und wird feststellen, dass Fortive weiterhin Spitzenreiter ist.

 

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Chartvergleich (in USD) ausgewählter Konglomerate seit Bestehen der Fortive Corporation

Nicht in den direkten Vergleich miteinbezogen habe ich das von der "Value-Akademie" vorgestellte Electra Private Equity. Einerseits geht es bei Private Equity, wie oben schon einmal ganz kurz angesprochen, vornehmlich darum, die sanierten Zukäufe möglichst schnell mit ordentlichem Gewinn wieder zu verkaufen.

 

Außerdem hat Electra zuletzt 75% seines Eigenkapitals an die Anteilseigner ausgeschüttet. Damit ist der reine Chart für unseren hier zwangsweise kurzen Betrachtungszeitraum nicht brauchbar. Warum Electra Private Equity trotzdem einen Blick wert ist, erfährst du in dem verlinkten Artikel.

 

 

Fazit

Ich selber habe die Fortive-Aktie nicht im Depot. Auch in Danaher, Berkshire Hathaway, Markel und Electra Private Equity bin ich nicht investiert.

 

Die leichten Parallelen, die Konglomerate mit Aktienfonds haben, lassen mich aber überlegen, dies zu ändern. Der für mich neben der vorhandenen Diversifizierung interessanteste Punkt an dieser Überlegung ist die so darstellbare Eliminierung laufender Kosten. Aktiv gemanagte Fonds sind ja heute eh schon verpönt und gefühlt nicht mehr gesellschaftsfähig. Diesbezüglich hatte ich ja schon mal einen kleinen Vergleich mit einem ETF angestellt. Das Ergebnis war mindestens interessant.

 

Andererseits ist auch der günstigste ETF nicht gänzlich ohne laufende Kosten zu haben. Je größer das in solche Produkte investierte Vermögen wird, umso größer werden auch die absoluten Beträge, die hier an Gebühren verschenkt werden.

 

Der Frage, inwieweit Konglomerate als Alternative für Fonds taugen, geht der "Vermögensanleger" in seinem Beitrag noch detaillierter nach.

 

Sicherlich kann man einen Konglomerate-Mix nicht eins zu eins mit einem breit diversifizierten Fonds vergleichen, aber die Gebühreneinsparung hat durchaus ihren Reiz. Man stelle sich mal einen Depotanteil mit den hier genannten Konglomeraten plus anderer prominenter Beispiele wie Siemens, General Electric, Honeywell, 3M und United Technologies vor. Ein sukzessiver Einstieg in Häppchen wäre auch denkbar. Mal sehen, wann ich dem Gedanken erliege…

 

 

Und du so?

Was hältst du von Konglomeraten abseits von „Everybody‘s Darling“ Buffett/Berkshire im Depot? Hast du Fortive vielleicht schon auf dem Schirm? Kannst du der Idee, ETFs/Fonds zumindest teilweise durch große Mischkonzerne im Depot zu ersetzen, etwas abgewinnen?

 

Ich freue mich wie immer auf deinen Kommentar!

 

 

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