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Wann ein Trailing Stop Loss Sinn ergibt

Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen?

Orderzusätze einfach erklärt - Gewinne laufen lassen & Verluste begrenzen?

Stop-Orderzusätze als Absicherung

Im oder nach einem Crash hört man Anleger oft philosophieren, dass man doch lieber bei bestimmten Kursmarken aus seinen Aktien-Investments ausgestiegen wäre und die Anlagen so aus dem Feuer genommen hätte. Meistens ist das eben ein nachträglicher Wunsch, und die roten Zahlen dominieren bereits die Depots. 

 

In der Regel bieten depotführende Stellen wie Banken und Broker verschiedene Orderzusätze an. In diesem Gastbeitrag geht es um die Frage, in wieweit die Zusätze Stop Loss und Trailing Stop Loss Verluste begrenzen bzw. sogar Gewinne sichern können. Der Gastautor Ingmar Folk erklärt außerdem, ob, wann und wie ein Trailing Stop Loss sinnvoll einsetzbar ist.

 

Für gehebeltes Trading ist ein Trailing Stop Loss normal, seine Nützlichkeit steht außer Frage. Beim langfristigen Investieren sieht das anders aus.

 

Jeder glaubt an seine Wahrheit, die wenigsten Anleger orientieren sich an konkreten Studien. Buy and Hold gilt bei den meisten Privatanlegern als das Non Plus Ultra.

 

In diesem Beitrag möchte ich einen Denkanstoß liefern, warum es auch als Investor Sinn macht, Gewinne durch einen Trailing Stop abzusichern.

 

Steigen wir ein ...

Stop Loss vs Trailing Stop – der Unterschied

Beginnen wir damit, die wichtigsten Begrifflichkeiten zu klären.

 

Der klassische Stop Loss bezeichnet im aktiven Börsenhandel die initiale Verlustbegrenzung eines Aktien-Investments. Er gibt den Kurs vor, zu dem ein Anleger aussteigen möchte, sollte sich das Investment als Flop erweisen.

 

Beispiel für einen Stop Loss

Du kaufst die Deutsche Bank-Aktie zum Preis von 7,50 EUR. Bei 6,85 EUR legst du eine Stop Sell Order in den Markt. Fällt der Preis der Deutschen Bank nach deinem Markteinstieg unter diese Marke, wird die Stop Loss Order aktiviert und deine Aktienposition sofort zum bestmöglichen Preis verkauft. 

 

Stop Loss, Stop Loss Order, Aufbau der Aktienposition beim Durchbruch eines alten Kurshochs, Stop Loss Order unterhalb des letzten lokalen Kurstiefs, Aktienkurs mit eingezeichneten Kursmarken

Dieses Schaubild zeigt den klassischen Stop Loss, welcher unmittelbar nach dem Kauf der Aktie aktiviert wird und die Position unterhalb des aktuellen Kurses absichert.

 

 

Durch dieses Vorgehen hast du die Verluste im Zuge eines Preisrückgangs auf 65 Cent pro Aktie begrenzt (Einstiegskurs 7,50 EUR minus Stop Loss Kurs 6,85 EUR). Den Stop Loss kannst du beliebig an deine persönlichen Präferenzen anpassen.

 

Gängige Kriterien sind beispielsweise:

 

  • Du platzierst die Stop Loss Order an markanten Kursniveaus.
  • Du sicherst die Aktienposition einen bestimmten prozentualen Betrag vom Einstiegskurs entfernt ab.
  • Du schließt die Position nach einer vorgegebenen Zeitspanne, sollte bis dahin kein Gewinn entstanden sein. In diesem Fall wird von einem Zeitstop-Loss gesprochen. Zugrunde liegt der Gedanke, dass ein gutes Aktien-Investment möglichst schnell (z. B. Wochen bis Monate) in den Gewinnbereich laufen sollte. Bleibt die positive Kursentwicklung aus, liegst du möglicherweise mit deiner Einschätzung zur Qualität der Aktie falsch (eignet sich nur für erfahrene Anleger).
  • Du verwendest einen Stop Loss, der die aktuelle Volatilität (Schwankungsbreite der Kurse) berücksichtigt.
  • Du kombinierst mehrere der genannten Kriterien zu einer Stop Loss Strategie.

 

Im gehebelten Trading sichert der Stop Loss dem Händler das finanzielle Überleben. Beim Buy and Hold investieren ist der Stop Loss keine Pflicht.

 

Der Trailing Stop versteht sich hingegen als eine erweiterte Variante des Stop Loss.

 

Das englische Wort „trailing“ wird in der deutschen Sprache als „nachlaufend“ übersetzt. Somit läuft ein Trailing Stop dem aktuellen Aktienkurs hinterher (wird also fortlaufend angepasst). Er kommt im Normalfall zur Anwendung, wenn sich eine Aktienposition im Gewinn befindet.

 

Hier noch ein kurzes und knackiges Video zum Stop Loss:

 

Beispiel Trailing Stop

Bleiben wir beim Beispiel Deutsche Bank: Du kaufst die Aktie wieder zu einem Preis von 7,50 EUR. Nach ein paar Wochen steht der Kurs bei 8,50 EUR und du beschließt, einen Teil der angelaufenen Gewinne mit einem Trailing Stop abzusichern.

 

Sagen wir, du möchtest die Hälfte (50 Cent pro Aktie) der angelaufenen Gewinne sicher behalten, sollte sich der Kurs doch noch gegen deine Aktienposition drehen. In diesem Fall platzierst du den Trailing Stop Loss bei 8,00 EUR und ziehst (trailst) damit den ursprünglichen Stop Loss (wenn er gesetzt wurde) um 1,15 EUR (von 6,85 EUR auf 8,00 EUR) nach oben. Eine ursprünglich platzierte initiale Stop Loss Order musst du dann löschen.

 

Fällt die Deutsche Bank Aktie im weiteren Zeitverlauf unter das Preisniveau von 8,00 EUR, wird der Trailing-Stop Loss ausgelöst, du sicherst dir die erwähnten 50 Cent Gewinn pro Aktie.

 

Trailing Stop Loss, Aktienkurs mit eingezeichneten Stop Loss Marken

In dieser Schemazeichung ist ein klassischer Trailing Stop dargestellt. Er kommt zum Einsatz, sobald eine Aktienposition in den Gewinn läuft und wird fortlaufend an wichtigen Preispunkten nachgezogen (dem aktuellen Aktienkurs „hinterhergetrailt“)

 

 

Ebenso wie beim klassichen Stop Loss gibt es auch beim Trailing Stop unzählige Variationen. Das Prinzip der Gewinnsicherung durch einen Trailing Stop sollte aber klar geworden sein.

 

Ein Trailing Stop zeigt logischerweise sein ganzes Potential, wenn der Kurs einer Aktie stark einbricht. Kommt es lediglich zu einer kleineren Korrektur im Preisverlauf, verschlechtert ein Trailing Stop möglicherweise die Rendite des Investments, da der Investor an darauffolgenden Kursgewinnen nicht mehr partizipiert. Um weiter von einem Aufwärtstrend in der Aktie zu profitieren, müsste er mit zusätzlichen Kosten erneut die Aktie kaufen. Im schlechtesten Fall zu höheren Preisen.

 

 Auch zum Trailing Stop Loss gibt es ein kurzes Video:

 

Trailing Stop Orders

Um die technischen Ausgestaltungsmöglichkeiten des Trailing Stop zu verstehen, muss dir die Unterscheidung in Limit – und Market-Order geläufig sein.

 

Die Trailing Stop Market-Order wird zum gerade gültigen Kurs einer Aktie ausgeführt. Schwankt der Preis einer Aktie sehr stark, passiert es immer wieder, dass der Ausführungskurs der Order sich vom geplanten Trailing Stop Kurs entfernt und deine Aktienposition zu einem niedrigeren Kurs abgewickelt wird.

 

Möchtest du das vermeiden, musst du eine sogenannte Trailing Stop Limit-Order aktivieren. Durch diesen Orderzusatz wird die Order nicht zu dem gerade gültigen Marktpreis ausgeführt, sondern nur, wenn vorher festgelegte Preis-Begrenzungen (Limits) eingehalten werden.

 

Die Gefahr einer Trailing Stop Limit Order: Deine Aktienposition wird nicht verkauft, und es findet auch keine Gewinnsicherung statt.

 

 

Trailing Stop vs Buy and Hold

Um zu klären, weshalb ein Investor zumindest über einen Trailing Stop nachdenken sollte, schauen wir uns kurz die Vor- und Nachteile einer solchen Gewinnsicherungstaktik an.

 

 

Vorteile Trailing Stop

 

  • Bei einem Kursrückgang sicherst du Gewinne ab, welche dir ohne Trailing Stop möglicherweise entgehen würden.
  • Psychologisch ist es vorteilhaft, eine gute Investition nicht mehr in den Verlust laufen zu lassen.

 

Nachteile Trailing Stop

 

  • Es besteht die Gefahr, weitere Gewinne mutwillig zu begrenzen.
  • Du benötigst ein höheres Maß an Expertise, dein Investment benötigt etwas mehr Aufmerksamkeit.
  • In heiklen Marktphasen besteht die Gefahr, deutlich unterhalb der Trailing Stop Loss Schwelle zu verkaufen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang vor allem Kurslücken. Diese entstehen, wenn außerhalb der regulären Börsenzeiten schlechte Nachrichten auf den Markt treffen.

 

Vorteil Buy and Hold

 

  • Weniger Transaktionskosten
  • Kaum spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse notwendig
  • Minimaler Zeitaufwand

 

Nachteile Buy and Hold

 

  • Es wird keine Outperformance generiert
  • Im schlechtesten Fall entstehen drastische Verluste (teurer Kaufzeitpunkt der Wertpapiere und unerwartet früh erzwungener Ausstieg aus dem Aktien-Investment in einer Marktphase mit fallenden Kursen).

 

Heißt: Ein Aktien-Investor muss sich genau überlegen, wann er einen Trailing Stop einsetzt und welche Variante am sinnvollsten für ihn ist.

 

Gleich dazu mehr, vorher noch einige Worte zum beliebten Buy and Hold Ansatz ...

 

 

Buy and Hold ist nicht der heilige Gral

Außer Frage steht: Buy and Hold besitzt einen enormen Kostenvorteil gegenüber allen aktiven Handelsansätzen. Wer sich also dazu entschließt, aktiv in seine Investments einzugreifen, muss dafür einen sehr guten Grund haben.

 

Der beste Grund, um seine Investments aktiv zu managen, beziehungsweise vom „ungetimten“ Buy and Hold abzuweichen, ist ein Research gestützter. Wer die Augen offen hält und nicht ideologisch an das Thema herangeht, wird zwangsläufig auf Indizien stoßen, die Buy and Hold als den Heiligen Gral des Aktien-Investments ins Wanken bringen.

 

An erster Stelle müssen hier die öffentlich belegten Ergebnisse der besten sogenannten Value-Investoren genannt werden. Ob Charlie Munger, Benjamin Graham, Warren Buffett oder auch Mohnish Pabrai, alle schlagen, bzw. schlugen den Marktdurchschnitt konstant und das teilweise über Jahrzehnte.

 

Dies dürfte nicht möglich sein, wenn kein Investor den Marktdurchschnitt schlagen könnte – wovon viele Buy and Hold Anleger ausgehen.

 

An dieser Stelle kommt oft der Einwand: Alles Glück, keine statistische Signifikanz. Auch wenn das in diesem Beispiel aus Mangel an Daten stimmen könnte, so interessiert mich dieser Einwand persönlich nicht wirklich.

 

Warum?

 

Wenn ich nachweislich sehe, wie eine bestimmte Gruppe an Investoren besser performt als der Rest, möchte ich das nachmachen und mich nicht mit dem Durchschnitt zufriedengeben.

 

Sollte ich falsch liegen, war es den Versuch wert.

 

Es existieren auch andere Indizien, die an dem Mythos kaufen und liegen lassen nagen.

 

Beispielsweise liegen amerikanische Studien vor, die eine Outperformance von aktiv gemanagten Investment-Strategien nahelegen.

 

Hier verweise ich stellvertretend auf eine Studie von Yufeng Han (University of Colorado), Guofu Zhou (Washington University) und Yingzi Zhu (Tsinghua University) aus dem Jahr 2014.

 

 

Daytrading und Investieren: Zwei Welten

Aus meinen Erfahrungen im aktiven Trading weiß ich, ohne Trailing Stops wären meine Ergebnisse bedeutend schlechter.

 

Diese Erfahrung ist in meinen Augen jedoch nicht zwingend auf langfristige Aktien-Investments übertragbar.

 

Wieso?

 

Ganz einfach: Eine gute Zielzone für Gewinnmitnahmen zu bestimmen, geht nicht immer zuverlässig. Je kurzfristiger der Handel, desto mehr spielen Erfahrungswerte eine Rolle.

 

Meine Statistik belegt, dass ich den Kurs kurzfristig in einigen Situationen besser als zufällig einschätze. Kein Wunder. Ich habe aus Jahren intensiver Erfahrung regelrecht eine Benchmark für perfekte Trades im Kopf und weiß genau, wie sich ein guter oder schlechter Trade entwickelt und wie groß die durchschnittliche Handelsspanne pro Tag in meinem Markt ist.

 

Bei langfristigen Investments fehlt mir dieses „Benchmarking“ während eines Trades, da viel zu wenig Referenzerlebnisse vorhanden sind und es keinerlei Zeitbegrenzung für eine offene Position gibt (im Gegensatz zum Daytrading).

 

 

Zwischenfazit Trailing Stop

Beim aktiven Trading ist ein Trailing Stop gang und gäbe. Aktive Trader sind auf long und short Bewegungen aus. Kurse schwanken innerhalb eines Handelstages stark und drehen ihre Richtung teilweise um 180 Grad. Wer bei diesem spekulativen Treiben  angelaufene Gewinne nicht absichert, wird seine Performance mutwillig demontieren.

 

Für das langfristige Investieren am Aktienmarkt ist die Nützlichkeit eines Trailing Stop weniger offensichtlich. Aktien steigen langfristig mit erhöhter Wahrscheinlichkeit, was die Effizienz eines Trailing Stop sinken lässt. Ein Investor am Aktienmarkt setzt auf diese langfristig steigenden Kurse und hat kein Interesse, seine Position aufzulösen.

 

Überdenke dennoch zwei Fragen:

 

  • Ist es wirklich clever, eine Aktie zu halten, bis das investierte Geld wieder gebraucht wird?
  • Was wäre ein triftiger Grund auszusteigen?

 

Der Klärung dieser Fragen gehen wir jetzt nach ...

 

 

3 Gründe für einen Trailing Stop bei langfristigen Aktien-Investments

Für mich gibt es drei relevante Gründe beziehungsweise Szenarien, die den Einsatz eines Trailing Stop beim Investieren rechtfertigen. Zu nennen sind:

 

  • externe Schocks (Black Swan)
  • fortgeschrittener Wirtschafts-/ Börsenzyklus
  • verschlechterte Unternehmenssituation

 

Szenario I

Die sogenannte Black Swan* Theorie geht von einem externen Schock aus, den niemand auf der Rechnung hat und der den Aktienmarkt aus dem Nichts zum Zusammenbrechen bringt.

 

Das beste Beispiel dafür sehen wir aktuell live um uns herum, die Corona-Pandemie. Um sich als Investor davor zu schützen, leistet ein Trailing Stop gute Dienste.

 

Szenario II

Ein gutes Investment setzt auf ein gutes Chance-Risiko-Profil.

 

Steigen die Aktienkurse über viele Jahre hinweg ohne nennenswerte Rücksetzer, verschlechtert sich das Chance-Risiko-Profil zu Ungunsten des Investors. Die Gefahr eines starken Kurseinbruchs nimmt zu. Keiner weiß, wie weit und für wie lange die Kurse einbrechen werden.

 

Bleibt es bei einer moderaten Korrektur, ist alles in Ordnung.

 

Wächst sich die Korrektur jedoch zu einem Crash oder sogar einem anhaltenden Bärenmarkt aus, muss der Investor damit rechnen, alle Kursgewinne zu verlieren. Je nachdem, wo sein Einstiegspunkt liegt.

 

Diese Situation wird vor allen Dingen in dem Moment gefährlich, wenn der Aktien-Investor überraschend früh an sein investiertes Kapital gehen muss. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten ist das nicht unwahrscheinlich.

 

Selbstredend spielt das Alter des Anlegers ebenso eine Rolle.

 

Mit 25 ist es einfach, einen Börsencrash auszusitzen und auf den langfristigen Aufwärtstrend zu vertrauen. Bei Anlegern über 50 verschärft sich die Gefahr eines solchen Szenarios. Erholen sich die Aktienmärkte nicht rechtzeitig, sieht es düster aus mit der Aufbesserung der Rente.

 

Wer hingegen noch langfristiger plant und ein Vermögen für die nachfolgende Generation aufbauen möchte, ist eher in der Ausgangssituation eines 25-jährigen Investors. Dieses Szenario trifft meiner Erfahrung nach allerdings nur bei einer absoluten Minderheit der Investoren zu.

 

Szenario III

Dieser Punkt ist für mich der naheliegendste für den Einsatz eines Trailing Stops bei einem Einzelaktien-Investment.

 

Wieso?

 

Schnell erklärt: Welchen Grund sollte es geben, weiter in einem Unternehmen investiert zu sein, wenn dieses aus fundamentaler Sicht nicht mehr den eigenen Ansprüchen genügt?

 

Im Laufe der Zeit können viele Aspekte zu einer verschlechterten, fundamentalen Unternehmenssituation führen.

 

Missmanagement, veränderte Marktbedingungen oder eine verschärfte Konkurrenzsituation, sind nur einige Faktoren, die einen negativen Einfluss auf die fundamentale Situation einer Firma nehmen können und es nicht mehr rechtfertigen, in einer Aktie investiert zu sein.

 

Im nächsten Abschnitt präzisiere ich mögliche Ausstiegskriterien bei der Verwendung eines Trailing Stop ...

 

 

Den Trailing Stop richtig setzen: Regeln zur Gewinnsicherung für Aktien-Investments

Bei einer privaten Geldanlage in Aktien würde ich eine simple Trailing Stop Strategie implementieren. Dabei darf die Gewinnsicherung nur in wenigen relevanten Situationen zum Einsatz kommen, damit die zusätzlichen Transaktionskosten im Rahmen- und der zeitliche Aufwand niedrig bleiben.

 

Du fragst dich jetzt sicher, wie zum Teufel sehen diese relevanten Situationen aus?

 

Weiter oben habe ich schon angedeutet, in welchen Basis-Szenarien ein Trailing Stop Sinn macht. Hier kommen sie nochmal:

 

  1. Black Swan Ereignis
  2. fortgeschrittener Wirtschaftszyklus
  3. verschlechterte Unternehmenssituation

 

Mir ist klar: Für einen Börsenlaien ist es schwierig, auf dieser Basis konkrete Vorgaben für den sinnhaften Einsatz eines Trailing Stop abzuleiten.

 

 

Damit du nicht im Regen stehst, wenn es darauf ankommt, orientiere dich an folgenden Faustregeln:

Risikoaverser Trailing Stop: Black Swan Regel

Ein Black Swan Ereignis kann jederzeit eintreten.

 

Die üblichen Verdächtigen für ein solches Ereignis sind:

 

  • Naturkatatrophen
  • Seuchenereignisse (z. B. Virus-Pandemie)
  • Atomunfälle
  • Krieg
  • versteckte Risiken im Finanzsystem
  • plötzliche Regierungsunfähigkeit des Staates

 

Wichtig: Es können unzählige weitere Ereignisse zu einem Black Swan Szenario führen, die an dieser Stelle keiner von uns auf der Rechnung hat. Hauptmerkmal von Black Swan Ereignissen ist ihre Unvorhersagbarkeit. Sie schlagen aus dem Nichts zu und treffen die breite Masse der Anleger völlig unvorbereitet.

 

Um dafür gewappnet zu sein, musst du einen Trailing Stop verwenden, sobald deine Aktienposition um einen bestimmten Betrag im Gewinn notiert. Ab einem prozentualen Kursanstieg von 20 % (gemessen ab deinem Einstiegsniveau) mit der Gewinnsicherung zu starten, ist eine solide Praxis.

 

 

Bei dieser Trailing Stop Strategie sicherst du angelaufene Gewinne grundsätzlich ab, ohne weitere Entscheidungskriterien zu berücksichtigen. Es ist eine Art Maximalschutz für deine Gewinne und möglicherweise den ganzen Kapitalstock.

 

 

Risikoaffiner Trailing Stop: Die Zyklus Regel

Misst du einem Black Swan Ereignis keine große Bedeutung zu, bietet es sich an, die Regel für den Trailing Stop etwas zu lockern und in erster Linie auf den Börsen- oder Wirtschaftszyklus zu achten.

 

Die Börsenhistorie liefert dafür die beste Grundlage. Sie besagt folgendes: Im Schnitt der letzten Jahrzehnte dauerte ein Bullenmarkt an den Aktienmärkten in etwa 8,1 Jahre.

 

Demnach ist es ratsam einen Trailing Stop zu aktivieren, sobald die Börsenkurse ca. vier Jahre hintereinander gestiegen sind. Wohlgemerkt, hier geht es um den breiten Aktienmarkt, nicht um eine spezifische Aktie!

 

Mit dieser Vorgehensweise hättest du über die vergangenen hundert Jahre dein Kapital in sechs von sieben Fällen vor den heftigsten Kursabstürzen geschützt.

 

Auch ein extremer, sich beschleunigender Kursanstieg (parabolischer Chartverlauf) in kurzer Zeit (über Tage oder Wochen) rechtfertigt den Einsatz eines Trailing Stop. Gerade, wenn die Börse zeitgleich eine starke Medienpräsenz erfährt und jeder über Aktien nachdenkt und spricht.

 

In einer solchen euphorischen Marktphase neigen Börsenlaien dazu, kreditfinanzierte Aktienkäufe zu tätigen. Meistens empfehlen sie Bekannten und Freunden, es ihnen nachzumachen, um schnell und leicht Geld nebenher zu verdienen. So etwas sind klare Indizien für eine Kaufhysterie, welche oftmals am Ende eines mittleren (auf etwa eine Dekade betrachtet) Börsenzyklus auftritt.

 

 

Trailing Stop: Die Kennzahlen Regel

Eine sich verschlechternde Unternehmenssituation bietet selbstredend Anlass zur Sorge beim Aktionär oder der Aktionärin. Gute Hinweise auf die Gesundheit einer Firma und die Fähigkeiten des Managements geben folgende wirtschaftlichen Unternehmens-Kennzahlen:

 

  • Verschuldung: Die relative Verschuldung (langfristige Schulden/ EBIT) sollten im Rahmen liegen - idealerweise < 3
  • Kapitalrenditen: Beispielsweise sollte die Gesamtkapitalrendite (Unternehmensgewinn/ Bilanzsumme) einen Wert über 10 aufweisen.

 

Erkennst du bei diesen wirtschaftlichen Kennzahlen eine drastische Verschlechterung oder einen schleichenden Negativtrend, ist der Einsatz eines Trailing Stop auch hier eine Option.

 

Bei diesem Ansatz spielt der größere Börsenzyklus eine untergeordnete Rolle. In guten Börsenphasen werden schwächelnde Unternehmen oft lange mit nach oben gezogen, sodass sich dein Investment dennoch auszahlen kann.

 

 

Eine erprobte Trailing Stop Strategie für Privatanleger

Du weißt jetzt, in welchem Szenario und ab welchem Zeitpunkt der Einsatz eines Trailing Stop interessant wird. Was dir jetzt noch fehlt, sind konkrete Umsetzungsregeln für den Trailing Stop selbst.

 

Als unerfahrener Anleger gilt es, bei der Gewinnsicherung keine Sperenzchen zu veranstalten. Halte dich an ein solides Grundgerüst, wie zum Beispiel dem folgenden:

 

Verwendet wird ein 10 % Trailing Stop Loss. Heißt: Fällt der Kurs der Aktie von seinem Hochpunkt um 10 % zurück, werden die Aktien verkauft und die freien Mittel in langlaufende Staatsanleihen investiert.

 

Das Kapital wird erst dann erneut am Aktienmarkt angelegt, wenn der Kursrückgang aufgeholt werden konnte. Die Methode ist über einen Zeitraum von knapp 55 Jahren zurückgetestet.

 

Auch 15 oder 20 Prozent Trailing Stops sind eine Überlegung wert.

 

Diese Abwandlung des ursprünglichen Buy and Hold Ansatzes lieferte nachweislich eine mindestens gleich hohe Rendite bei niedrigeren Verlusten.

 

Die Studie haben die Wissenschaftler Kathryn M. Kaminski und Andrew W. Lo vom renommierten MIT in Boston im Jahr 2008 veröffentlicht.

 

 

Alternativen zum Trailing Stop

Für den Trailing Stop gibt es praktisch nur eine adäquate Alternative: Eine Absicherung des Aktien-Portfolios gegen stark fallende Kurse mit Hilfe von Derivaten. Zu nennen sind beispielsweise Optionen oder Futures.

 

Der Nachteil einer solchen Strategie: Wer nicht dauerhaft für diese Absicherung eine Prämie zahlen möchte, muss gutes „Market Timing“ an den Tag legen. Außerdem sind gute Kenntnisse im Bereich derivativer Finanzprodukte erforderlich, es wird ein zusätzliches Konto benötigt, und der Hebel vieler Derivate ist nur schwer auf ein kleines Portfolio abzugleichen. Für die meisten Privatanleger ist diese Form der Absicherung somit keine optimale Lösung. Die Kosten/ Aufwand Nutzen Gleichung steht schief.

 

Bei Profi-Geldverwaltern sieht das Bild anders aus.

 

Sie sind vielfach nicht in der Lage dazu, nennenswerte Aktienpositionen ohne hohe Verluste abzustoßen, da ihr Handelsvolumen zu groß ist. Sie haben aber das Know-How, den Marktzugang und eine institutionell niedrige Kostenstrukur. Aus diesem Grund werden einige Profi Aktien-Portfolios professionell gehedged (abgesichert).

 

 

Schlussglocke

Ein Trailing Stop für Investments am Aktienmarkt ist durchaus sinnvoll. Wer blind einen Buy and Hold Investment-Ansatz umsetzt, muss im schlimmsten Fall mit erheblichen Verlusten rechnen. Im besten Fall darf eine durchschnittliche Marktrendite erwartet werden.

 

Diese Spannweite an möglichen Ergebnissen deutet nicht auf ein vorteilhaftes Verhältnis von Chance zu Risiko beim Buy and Hold hin. Eine Gewinnsicherung mit Augenmaß kann dagegen das investierte Kapital vor starken Kurseinbrüchen schützen und im Zusammenspiel mit erprobten Investment-Regeln ähnlich gute Gewinne generieren wie ein klassischer Buy and Hold Ansatz.

 

 

Über den Gastautor

Ingmar Folk

Seit dem Jahr 2004 handelt Ingmar Folk aktiv Futures und Aktien. Die Börse faszinierte ihn schon lange vor dem Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium. Den Durchbruch zur Beständigkeit in seinen Ergebnissen hat er einem Langzeit-Experiment zu verdanken. Dabei testete der Autor über ein ganzes Jahr, ob es möglich ist, mit einem zufälligen Markteinstieg profitabel zu handeln.

 

Seine Erkenntnisse und Erfahrungen aus diesem Test teilt er in seinem Blog CoinFlip Trading. Dabei liegt der Fokus vornehmlich auf erprobten und teilweise ungewöhnlichen Ausstiegsstrategien.

 

 

Noch Fragen?

Nutzt du Stop-Orderzusätze? Warum (nicht)? Und wie sind ggf- deine Erfahrungen damit? 

  

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Titelbild: ©canva.com ©geralt (bearbeitet von V. Willkomm)


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Kommentare: 6
  • #1

    Rina (Mittwoch, 22 April 2020 16:51)

    Danke für diesen informativen Artikel! Super erklärt!

  • #2

    Vincent (Mittwoch, 22 April 2020 20:45)

    Moin Rina,
    freut uns, dass dir der Artikel gefällt.
    Ich finde auch, dass Ingmar hier ein toller und lehrreicher Artikel gelungen ist :)
    Beste Grüße
    Vincent

  • #3

    Marko (Donnerstag, 23 April 2020 15:28)

    Hallo Ingmar und Vincent, das stimmt, die Studie hatte ich damals auch gelesen. Es kommt aber auch immer darauf an, welche Märkte und vor allem welche Zeithorizonte man betrachtet. Larry Connors kam bei seinen Strategien zum Beispiel häufig zu dem Ergebnis, dass sich durch Initial Stopps zwar extreme Einzelverluste vermeiden lassen, aber dies insgesamt zu einer Verschlechterung der Ergebnisse führte, und dass vor allem auch Trailing Stopps insgesamt die Performance belasten.

  • #4

    Ingmar (Freitag, 24 April 2020 11:56)

    Danke Rina, freut mich.

    Ich gebe dir Recht Marko, Trailing Stops sind und bleiben eine schwierige Geschichte und eigentlich sollte jeder seinen Ansatz zurücktesten. Leider ist das aber oft auch nicht seriös machbar. Mein eigenes Trading kann ich nicht zurücktesten, aber ich habe lange Zeit verschiedene Exits "mitgetrackt" und ohne Gewinnsicherung waren die Ergebnisse teilweise katastrophal (aber ist aktives Trading).

    Der Artikel dient in erster Linie dazu die Aufmerksamkeit für Trailing Stops zu schärfen, denn auch Buy and Hold kann definitiv gefährlich werden.

    Wäre hilfreich, wenn du nochmal ein paar Infos zu Connors Schlussfolgerungen geben könntest. Was hat er zB genau getestet et cetera.

    Vg
    Ingmar

  • #5

    Dennis (Mittwoch, 29 April 2020 11:40)

    Lesenswerter Artikel! Wer sich eher als Trader sieht wird sicher auch um den Trailing Stop loss nicht herum kommen. Gerade für Anfänger und gleichzeitig langfristig orientierte Anleger kann das Setzen von Stopp (trailing) loss Order aber natürlich auch böse in die Hose sehen (siehe aktuelle Situation, starker Einbruch und starke Erholung direkt danach). Denke, viel hängt von der Strategie ab, die man verfolgt.

    Viele Grüße
    Dennis

  • #6

    Ingmar (Mittwoch, 29 April 2020)

    Danke Dennis!

    Schön, dass Du Anfänger erwähnst. Denn wenn unerfahrene Börsenfans anfangen aus dem Bauch heraus mit Stops jeglicher Art zu hantieren, wird es meistens kritisch.

    Zum Nutzen des Trailing Stop in der aktuellen Situation, sollten wir uns mit einer abschließenden Beurteilung wohl aber noch etwas zurückhalten ;)

    Für mich hängt viel an der Ausgangssituation und den Zielen des Investors, ob Buy and Hold kritischer einzuschätzen ist, als eine gut durchdachte Trailing Stop Strategie.

    Vg