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Zeit KANN Geld sein, aber Geld ist nicht alles!

Beitrag zur Blogparade 'Zeit ist Geld'

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Der Finanzfisch hat zu einer Blogparade mit dem Motto "Zeit ist Geld" aufgerufen.

 

Der folgende Beitrag wurde von Leser Dustin verfasst. Dustin ist 29 Jahre alt, Pädagoge und beschäftigt sich in seiner Freizeit u. a. mit Geldanlage, Minimalismus und Nachhaltigkeit. Im Austausch mit mir ist die Idee eines Leserartikels als Beitrag für die Blogparade entstanden.

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Ein Wiedersehen mit Mr. Business

Mr. Business, ein guter Freund aus meiner Schulzeit, ist mir kürzlich wieder auf der Straße begegnet, als ich in der Heimat zu Besuch war.

 

Wir sehen uns, lachen und umarmen uns nicht wie früher, sondern Mr. B. zerquetscht mir beim Händeschütteln beinahe meine Hand. 

 

Mr. Business: "Hör mal Dustin, ich bin seit Kurzem an was ganz Großem dran. Das ist wirklich big, so richtig. Da kann man richtig fett Cash machen. CASH!!! Klingt das nicht geil? Du hast doch bestimmt auch gerne richtig viel Geld, oder?"

 

...Suggestiv-Frage...

 

Ich: "Klar, Geld ist nett."

 

Mr. B: "Ja, aber so was von, Alter. Guck mal auf mein Handgelenk."

 

Ich: "Cool, eine Uhr."

 

Mr. B (lacht): "Du bist immer noch genauso witzig, wie früher. Eine Uhr. Der war gut. Ne Breitling, man. Das ist DIE Uhr. Und siehst du da drüben die Karre mit den riesigen Felgen?"

 

Ich schaue in die Richtung, in die er zeigt. Da steht irgend so ein Bling-Bling-Wagen mit einem Stern vorne dran. Ein Auto eben. Autos waren mir schon immer ziemlich egal. Aber das scheint Mr. B. vergessen zu haben. Macht ja nichts, denke ich. Menschen vergessen Sachen und Menschen ändern sich.

 

Ich: "Ja, sehe ich. Ist ja das einzige Auto, was da steht."

 

Mr. B.: "Das ist meiner, Alter. Das Ding geht so richtig ab. Und die Mädels... Die stehen Schlange, das sag ich dir."

 

Dass der Wagen nur geleast ist, erfahre ich ein paar Tage später von seiner Ehefrau.

 

Mr. B.: "Sorry, Dustin, aber ich hab gleich noch ein paar super wichtige Meetings. Nicht mehr viel Zeit. Und du weißt ja, Zeit ist Geld." 

 

Während er den letzten Satz sagt, zwinkert er mir zu, um die Wichtigkeit seiner Aussage zu untermauern.

 

Mr. B.: "Am Samstag habe ich abends noch einen Slot frei. Wie wäre es, wenn wir uns Treffen und es auf die guten alten Zeiten richtig krachen lassen? Dann kann ich dir auch von meinem Business erzählen."

 

Die guten alten Zeiten: Klingt irgendwie witzig aus dem Mund von jemandem, der kaum älter als 30 ist. Aber ich habe Bock. Ich sage Mr. B. für Samstag zu und wir verabschieden uns. Mr. B. steigt in seinen Wagen, lässt den Motor aufheulen und brettert volles Rohr durch die Fußgängerzone. Ich laufe zu Fuß nach Hause.

 

 

Rückblende

Früher bin ich mit Mr. B. jedes Wochenende abends lang unterwegs gewesen. Es gab den guten Wodka mit Cola vom Supermarkt des Vertrauens. Entweder ging es in einen abgeranzten Schuppen in der Stadt oder wir hingen mit den anderen Jungs vor der Playsi auf dem komplett durchgerockten Sofa seiner Eltern. 

 

Geld war damals für uns alle ein Mittel zum Zweck. Geld gab uns die Möglichkeit, Dinge zu unternehmen, die uns halfen der Ödnis der Vorstadt, die kein normaler Jugendlicher erträgt, zu entfliehen.

 

Reich werden war für uns nicht wichtig. Nur Freiheit, die wollten wir.

 

Nach dem Abi haben Mr. B. und ich uns aus den Augen verloren. Er ließ sich ausmustern und hat direkt sein BWL-Studium angefangen. Ich habe meinen Zivi gemacht und bin zum Studieren in eine andere Stadt gezogen. Eigentlich schade denn früher war es mit Mr. B. immer richtig lustig. Aber so geht halt jeder seiner Wege.

 

Trotzdem freue ich mich auf Samstag. Nur irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, dass wir am Samstag keinen Wodka für 5€ die Flasche trinken werden. Ist vielleicht auch besser so. 

 

 

Samstagabend in der Bar

Tresen, Bar, Menschen, Getränkeflaschen Deckenleuchten

Es ist Samstagabend und ich sitze mit Mr. Business und seiner Frau an einem Ecktisch in unserer Lieblingsbar von früher. An den Wänden hängen noch immer die gleichen Blechschilder von damals und auch der Geruch hat sich nicht verändert. Einzig der Besitzer, Bernd, sieht mittlerweile etwas älter aus.

 

Nach 2-3 Bierchen haben wir den Anfangs-Smalltalk durch: Was machst du jetzt? Wo ist XY eigentlich jetzt? Hast du gehört, dass XY schon eine Tochter hat? Die üblichen Fragen eben, die man mit Leuten von damals so bespricht.

 

Mr. B. hat schon leicht einen im Tee und fängt dann ohne Umschweife an, von der großen Sache zu erzählen, an der er dran ist. Die Kurzfassung: Er arbeitet jetzt für ein Versicherungsunternehmen und sucht Leute, die mit ihm gemeinsame Sache machen wollen.

 

Ich bin laut ihm super dafür geeignet, weil ich ja so gut mit Menschen kann. So enthusiastisch, wie Mr. B. von dem Geschäft berichtet, komme ich nicht umhin, an Mehmet Göker zu denken. 

 

Das Geschäftsmodell der Versicherung ist ein typisches Schneeballsystem und spricht mich nicht im Geringsten an. Das sage ich Mr. B. auch so, woraufhin er noch ein paar Mal versucht, mir das Konzept schmackhaft zu machen. Ich klopfe ihm auf die Schulter und sage: "Lass gut sein. Ich gönn dir die Kohle, will aber nicht, dass du deine Freundschaften für Geld verkaufst." 

 

Mr. B. ist daraufhin etwas geknickt und ein Bier später verabschieden wir uns. 

 

 

Epilog

Nach meinem Treffen mit Mr. B. und seiner Frau in der Bar habe ich lange Zeit nichts von ihm gehört. Wir sind wieder unserer Wege gegangen und jeder hat sein Ding gemacht.

 

Ich fand das etwas schade, weil ich das Treffen mit Mr. B. eigentlich ziemlich cool fand. Nur das Gelaber über die Versicherung hat genervt. Im Nachhinein habe ich mich gefragt, ob ich nicht ein bisschen zu hart zu ihm war. Vielleicht hätte ich ja auch wirklich viel Geld machen können mit dem Vertrieb von Versicherungspolicen. Hätte, hätte Fahrradkette, denke ich mir, als ich von dem Geräusch der Türklingel aus meinen Gedanken gerissen werde. 

 

Ich gehe zur Tür, öffne sie und schaue verdutzt als mir Mr. B. mit der rechten eine Flasche Wodka in die Hand drückt. In der linken hält er NoName-Cola. Ich muss laut loslachen und umarme ihn.

 

Wir setzen uns aufs Sofa, zocken Playsi und vor uns stehen zwei Gläser eines widerlichen braunen Gesöffs. Mr. B. erzählt mir, dass seine Frau schwanger ist und dass er sich das mit den Versicherungen noch mal überlegt hat.

 

Gestern hat er spontan eine Bewerbung für den Posten als Filialleiter einer grünen Bank in der nahegelegenen Großstadt eingereicht. Ich grinse, obwohl mich Mr. B. gerade eiskalt im Fifa-Spielen abzieht.

 

 

"Wo Zeit Geld ist, isst Geld Leben." Andreas Tenzer

 

 

Und die Moral von der Geschicht...

...verdiene Geld, aber nicht um des Geldes willen. Wenn du Geld nur zum Selbstzweck anhäufst, wirst du damit auf Dauer nicht glücklich. Bei dieser Art der Geldanhäufung fehlt dir eine intrinsische Motivation und dadurch ein lohnenswertes Ziel der Vermögensbildung.

 

Ebenso verhält es sich, wenn du dein Geld überwiegend in Statussymbole steckst. Das neueste Auto, die neueste Uhr, das neueste Smartphone sind nur kurz neu. Schnell wirst du schon wieder nach dem unumgänglichen Update schielen und dich an die Befriedigung äußerer Bedürfnisse machen.

 

Wie Andreas Tenzer so schön sagt, wird dir das Geld dein Leben wegessen.

 

Dabei kannst du dein Geld auch sinnvoll einsetzen, indem du es als Mittel zur Freiheit siehst. Ein gutes finanzielles Polster ermöglicht dir zum Beispiel, nur noch Teilzeit zu arbeiten und dich in der neu gewonnenen freien Zeit deinen Hobbies und deinen Liebsten zuzuwenden.

 

Um die Kurve zum Thema der Blogparade zu kriegen: „Zeit ist nicht Geld, sondern Leben. Dein Leben!

 

 

Und du so?

Was hältst du von dem alten Sprichwort "Zeit ist Geld"? Uns würde deine Meinung zu dem Thema interessieren. Es gibt hier sicher unterschiedliche Sichtweisen. Schreib uns deine in die Kommentare!

 

 

Warum arbeiten wir uns eigentlich zu Tode? Haben wir nichts Besseres zu tun? Und ob! - sagt Timothy Ferriss.

 

Der junge Unternehmer war lange Workaholic mit einer 80-Stunden-Woche. Doch dann erfand er MBA - Management by Absence - und ist seitdem freier, reicher, glücklicher.

 

Mit viel Humor, provokanten Denkanstößen und erprobten Tipps erklärt Ferriss, wie sich die 4-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich verwirklichen lässt.

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Dustin empfiehlt außerdem das Buch "Everything that remains: A memoir by the minimalists"* von Ryan Nicodemus und den Film "Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral"*. 

 


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